Die verborgene Weisheit des Schmetterlings

Eines Tages entdeckte ein Mann eine kleine Öffnung in einem Kokon. Stundenlang beobachtete er fasziniert, wie ein zukünftiger Schmetterling darum kämpfte, seinen Körper durch das winzige Loch zu zwängen. Nach einer Weile schien der Schmetterling nicht mehr weiterzukommen. Es wirkte, als hätte er seine Grenze erreicht und könnte aus eigener Kraft nicht weiter vorankommen.

Aus Mitleid entschied sich der Mann zu helfen. Er griff nach einer Schere und schnitt den Kokon auf. Der Schmetterling schlüpfte daraufhin mühelos heraus. Doch sein Körper war verkrüppelt, klein und seine Flügel schrumpelig. Der Mann blieb weiterhin stehen, in der Hoffnung, dass sich die Flügel entfalten und kräftig genug werden würden, um den Schmetterling in die Lüfte zu heben.

Doch das Wunder blieb aus. Der Schmetterling verbrachte den Rest seines Lebens am Boden, unfähig zu fliegen. Was der Mann in seiner Güte und seinem Wohlwollen nicht verstand, war, dass der Kampf des Schmetterlings, um sich aus dem engen Kokon zu befreien, von der Natur so vorgesehen war. Dieser Kampf sollte die Flüssigkeit in die Flügel des Schmetterlings treiben und ihn auf seinen ersten Flug vorbereiten.

Die Geschichte des Schmetterlings lehrt uns, dass das Ringen und Kämpfen mit den Krisen, die uns begegnen, genau das sein könnte, was wir in unserem Leben benötigen. Wenn wir ohne Hindernisse durchs Leben gehen könnten, würden wir vielleicht nie unsere wahre Stärke entdecken und niemals in der Lage sein zu „fliegen“.

Wie gehen wir also gestärkt aus Krisen hervor? Wie können wir andere dabei unterstützen, durch schwierige Zeiten zu navigieren und dabei nicht nur zu überleben, sondern zu wachsen?

Was kann an Krisen gut sein? An Trennungen, Machtspielen, Gewalt, Arbeitslosigkeit, Krieg, Krankheiten und ähnliches?

„NICHTS“, höre ich so oft.

Gerne möchte ich heute dieses „NICHTS“ etwas auseinandernehmen und einige Impulse geben, die vielleicht deine Perspektive auf Trauma und Krisen verändern. Negative Erfahrungen und traumatische Erlebnisse können zu starken positiven Veränderungen führen.

Aber was genau ist ein Trauma?

  • Ein Trauma ist eine psychische Ausnahmesituation.
  • Es umfasst überwältigende Ereignisse, die eine Bedrohung für das Leben darstellen.
  • Es ist mit Gefühlen der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins und des Kontrollverlustes verbunden.
  • Es geht einher mit enormen seelischen und/oder körperlichen Schmerzen.
  • Es ist etwas, das von deinem Gehirn abgespalten, der Erinnerung nur teilweise zugänglich oder ganz verdrängt wird.
  • Was ein Mensch als traumatisch erlebt, hängt auch von seiner subjektiven Wahrnehmung ab. Beispielsweise kann es für ein Kind traumatisch sein zu denken, die Eltern seien im eingestürzten Haus ums Leben gekommen, auch wenn es die Eltern nach einigen Stunden wieder sieht.

Trauma kann kurz, dauerhaft und einmalig oder langanhaltend und mehrfach wiederkehrend sein. Es kann schicksalhaft, zufällig oder durch Menschen verursacht sein. Es kann sich auch um ein kollektives Trauma handeln, wie zum Beispiel Krieg.

Durch diese Erlebnisse können Stärken erkannt und neue Möglichkeiten erschlossen werden. Freundschaften können vertieft werden, und eine Wertschätzung sowie Bewusstwerdung für das Leben kann stattfinden. Komfortzonen werden erweitert.

Trauma kann als Chance betrachtet werden, vorausgesetzt, du hast die richtige Einstellung, das passende Umfeld und die geeignete Führung. Und hier kommst du ins Spiel. Jeder hier hat eine Führungsrolle inne – und auch wenn es nicht unbedingt um eigene Mitarbeiter geht, hat jeder eine Führungsrolle in seinem eigenen Leben und vielleicht auch in seiner Familie.

Trauma als Wegweiser

Traumatische Erfahrungen können tiefgehende Wunden hinterlassen, unabhängig davon, wie intensiv der damit verbundene Schmerz ist. Diese inneren Verletzungen prägen oft unser Verhalten. Es kann passieren, dass selbst eine unbeabsichtigte Berührung dieser Wunden durch andere tiefe Schmerzen reaktiviert, die zuweilen zu extremen, fast filmreifen Reaktionen führen. Manchmal sind diese Ausbrüche so intensiv, dass wir uns selbst kaum wiedererkennen.

Lass uns heute tiefer blicken und hinter diese Wunden schauen… Vielleicht wird dadurch manches Verhalten verständlicher.

Es gibt gute Nachrichten: Für viele dieser Verhaltensweisen und traumatischen Erfahrungen existieren effektive Lösungsansätze. In meiner Praxis erlebe ich regelmäßig, wie Klienten durch tiefgehendes Coaching alte Traumata überwinden und viel emotionalen Ballast abwerfen können. Oft verlassen sie die Sitzung befreit und mit einem neuen Gefühl der Leichtigkeit.

Die fünf Wunden der Vergangenheit

Die Wunde der ZurückweisungBei Aktivierung dieser Wunde ist der Fluchtinstinkt stark. Menschen mit dieser Wunde fühlen sich oft unsichtbar und unbedeutend. Sie sind perfektionistisch, suchen Einsamkeit und verstehen sich selbst als wertlos, was zu panikartigen Reaktionen führen kann.

Die Wunde der Verlassenheit – Diese Wunde löst eine Abhängigkeitsmaske aus. Betroffene verhalten sich oft kindlich und benötigen ständig Aufmerksamkeit. Sie fürchten sich davor, verlassen zu werden, und neigen dazu, sich als Opfer darzustellen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Entscheidungen fallen ihnen schwer, und sie sind emotional abhängig von anderen.

Die Wunde der Demütigung – Bei dieser Wunde dominieren masochistische Züge. Die Betroffenen stellen die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen und fürchten Demütigung. Sie übernehmen oft eine überfürsorgliche Rolle und sind extrem selbstkritisch, was zu einem starken Schamgefühl führt.

Die Wunde des Verrats – Diese Wunde äußert sich in einer Dominanzmaske. Personen mit dieser Wunde zeigen oft ein geringes Selbstbewusstsein, gepaart mit herrischem und intolerantem Verhalten. Sie versuchen durch Manipulation und Kontrolle, Vertrauen zu gewinnen und ihren Ruf zu schützen.

Die Wunde der Ungerechtigkeit – Diese Wunde erzeugt eine starre Maske, die Betroffene kalt, unflexibel und selbstkritisch erscheinen lässt. Sie sind hochgradig perfektionistisch und kämpfen mit starken Gefühlen von Neid und Ungeduld. Ihre größte Angst ist die Konfrontation mit kalten Gefühlen anderer.

Wir alle tragen Wunden, Verletzungen und Prägungen in uns, die uns prägen und zu dem machen, was wir heute sind. Die entscheidende Frage ist: Wie können wir aktiv zu einem leichteren und entspannteren Leben gelangen? Wie können wir vermeiden, ständig durch äußere Einflüsse getriggert zu werden? Gibt es einen Ausweg? Die Antwort lautet: Ja.

Hier sind ein paar Schritte die unternohmen werden können, um proaktiv ein erfüllteres Leben zu führen:

  1. Verständnis für Traumata, Belastungen und die Denkweisen anderer entwickeln
  2. Emotionen durch den Einsatz von Ich-Botschaften und das Verbalisieren von Gefühlen regulieren
  3. Erfahrungen offen besprechen
  4. Ein neues Narrativ entwickeln – das Erlebte aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und neu formulieren
  5. Negative Gedanken erkennen
  6. Gefühle aktiv verändern
  7. Neue Gedankenmuster finden und alte umformulieren
  8. Ein Coaching in Anspruch nehmen

„Den Schreck dieses Augenblicks werde ich nie vergessen“, fuhr der König fort. – „Du wirst ihn vergessen“, sagte die Königin, „es sei denn, du errichtest ihm ein Denkmal.“

Bei diesem Zitat geht es um Akzeptanz. Akzeptiere, was war, und trauere nicht der Vergangenheit nach. Akzeptanz bedeutet, das Ergebnis als in Ordnung zu empfinden, egal wie es ausfällt, ausgeglichen und zentriert zu bleiben. Es geht darum, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Wir bekommen nicht immer, was wir wollen, aber trotzdem ist das, was passiert, manchmal genau das Richtige. Je früher du es als Realität akzeptierst, desto früher kannst du dich daran anpassen.